Ich finde ja, dass es da draußen nicht unendlich viele Bücher gibt, die einen so richtig von den Socken hauen. Deswegen freue ich mich auch immer wie eine Schneekönigin, wenn ich mal wieder einen Autor gefunden habe, dessen Schreib- und Erzählstil ich toll finde und dessen Ideen mich begeistern. Gehts dir da vielleicht genauso? Und da mich die Geschichte der jungen Jägerin Feyre in Das Reich der Sieben Höfe echt mitgerissen hat, wollte ich nun unbedingt noch mehr von Sarah J. Maas lesen. Zur Auswahl stand natürlich auch die Reihe Throne of Glass, aber ich habe mich erstmal für ihr neuestes Buch, Crescent City – Wenn das Dunkel erwacht, entschieden.
Inhaltsverzeichnis
Die deutsche Erstausgabe im Hardcover Format ist außerdem eine echte Schönheit mit ihrem roten Seitenschnitt, dem gesprayten Foto der Protagonistin Bryce Quinlan darauf, und dem goldenen Halbmond (Crescent bedeutet auf deutsch Halbmond) auf der Buchvorderseite unter dem Buchumschlag. Sag mir bitte, dass ich nicht die einzige Verrückte hier bin, die sich Bücher ganz oft einfach nur kauft, weil sie mega schön aussehen. Aber gut, das trifft ja hier nicht ausschließlich zu, da ich eben ein weiteres Werk von Sarah J. Maas lesen wollte. Warum ich es zu Beginn mit Crescent City nicht ganz so einfach hatte, das verrate ich dir jetzt!
Die junge Bryce Quinlan kennt als Halb-Mensch und Halb-Fae nicht nur die aufregenden Seiten der schillernden Metropole Crescent City, sondern auch die Abgründe ihrer Bewohner. Tagsüber arbeitet sie für eine Magierin und verkauft mehr oder weniger legale magische Artefakte. Nachts feiert sie mit ihren Freunden und genießt jedes Vergnügen, das Crescent City zu bieten hat. Doch dann wird ihre beste Freundin Danika von einem Dämon brutal ermordet …
Quelle: DTV Verlag
Crescent City von Sarah J. Maas
Crescent City von Sarah J. Maas: der Inhalt
Bis zu dem Abend, als Bryce ihre beste Freundin Danika in ihrer gemeinsamen Wohnung bestialisch ermordet auffindet, war Bryces Leben relativ einfach. Tagsüber für die über vierhundert Jahre alte Magierin Jesiba in deren Galerie Griffins Altertümer & Antiquitäten arbeiten. Erste Regel dabei: Jesiba nicht verärgern, um nicht in irgendein Tier verwandelt zu werden. Abends dann in den angesagtesten Clubs von Crescent City mit den besten Freundinnen feiern bis zum Umfallen, im wortwörtlichen Sinn inklusive Unmengen an Alkohol und Drogen.
Doch dann wird Danika, die Gestaltwandlerin und allerbeste Freundin von Bryce, zusammen mit ihrem kompletten Wolfsrudel, auf übelste Weise von einem Dämon ermordet und Bryce fällt in ein tiefes Loch. Nichts ist mehr wie es war. Vor allem, weil nach zwei Jahren trügerischer Ruhe der Dämon wieder zuschlägt und Bryce die einzige zu sein scheint, die den Zusammenhang zwischen den Morden herstellen und den Mörder damit überführen kann. Ausgerechnet der als gewissenloser Auftragskiller berüchtigte Engel Hunt Athalar soll ihr bei der Aufklärung der Morde helfen, ein absolut ungleiches Duo. Während sich die beiden zu Beginn absolut nicht ausstehen können, wächst aus der anfänglichen Abscheu mit den fortschreitenden Ermittlungen in den Tiefen der Unterwelt von Crescent City ein Gefühl der Anziehung, das für beide einem Spiel mit dem Feuer gleicht. Werden Bryce und Hunt die dunkle Macht besiegen können, die die gesamte Stadt in Schutt und Asche legen könnte?
Der Schreibstil & die Darstellung der magischen Welt
Ein Wolf lungerte vor der Galerietür – Auch der erste Satz von Crescent City lässt schnell klar werden, dass Sarah J. Maas hier wieder eine neue magische Welt erschaffen hat. Dieses Mal allerdings in einem ganz anderen Stil als im Reich der Sieben Höfe, nämlich nicht im Rahmen von märchenhaften und zauberschönen Landschaften, sondern in einer städtischen und modernen Kulisse. In Lunathion, das ist der alte Name von Crescent City, leben die magischen Wesen in einer unseren heutigen Städten ähnlichen Atmosphäre. Sie besitzen Smartphones, sehen sich die neuesten Sonnenballspiele im Fernsehen an und gehen in Clubs feiern.
Crescent City ist für mich das erste Urban Fantasy Buch, das ich je gelesen habe. Ein bisschen Zeit habe ich anfänglich gebraucht, aber dann konnte ich mich sehr gut in das für mich doch recht außergewöhnliche Setting einfinden. Erschwert wird dieses Zurechtfinden jedoch von der schier endlosen Anzahl an Informationen zu sämtlichen in dieser Welt existierenden magischen Wesen, einschließlich deren Zugehörigkeiten zu den einzelnen Häusern und Herrschern. Zusammen mit unzähligen anderen Daten zu geschichtlichen Ereignissen und zur heutigen Regierungsaufstellung von Crescent City fühlt man sich gleich zu Beginn des Buches ein bisschen erschlagen. Die Struktur wird aber verständlicher, je tiefer man in die Geschichte eintaucht.
Die Welt der Lebenden lag weit entfernt. Der dichte Nebel verdeckte die Stadt, dämpfte das Hupen der Autos und das Stimmengewirr in den Straßen. Bryce hatte alle weltlichen Besitztümer hinter sich gelassen. Hier bei den Sensenmännern und den Toten waren sie ohnehin wertlos.
Sarah J. Maas – Crescent City
Engel, Gestaltwandler, Sensenmänner & Co.
Ich finde es wieder sehr beeindruckend, mit welcher Fantasie und Komplexität Sarah J. Maas die staubigen Straßen von Crescent City mit Leben füllt. Engel fliegen mit ihren mächtigen schwarzen Schwingen über die Dächer, Gestaltwandler in sämtlichen Tiergestalten streifen durch die verwinkelten Gassen, Heilhexen saugen mithilfe von Blutegeln Dämonengift aus Bisswunden und Wasserbestien hausen in den tiefen Fluten des Istros vor dem geheimnisvollen Bone Quarter, dessen düstere Lichter jeden Abend nach Sonnenuntergang dicht unter der Wasseroberfläche zu flackern beginnen. Insgesamt gibt es in der Geschichte rund um Bryce und Hunt einige tolle Charaktere, die die Story mit vielen Kleinigkeiten enorm bereichern. Vor allem die kleine Flammenwächterin Lehabah, die zusammen mit Bryce in der Galerie arbeitet, und auch Bryces Haustier Syrinx, eine Chimäre, habe ich beim Lesen sehr ins Herz geschlossen.
Beim Lesen von Crescent City fühle ich mich ganz stark an eine orientalische Stadt erinnert. Sandsteinfarbene Gebäude und Tempel, mächtige Stadttore, sich im Wind wiegende Palmen und ein Fluss, der durch die Stadt fließt. Bryce isst außerdem des öfteren Köfte, was mich total an meinen Städtetrip nach Istanbul denken lässt. Aber auch die Heilige Stadt Jerusalem kommt meiner Vorstellung, wie es in Crescent City wohl aussehen mag, ziemlich nahe. An welche Stadt erinnert dich Lunathion?
Meine Meinung zu Crescent City von Sarah J. Maas
Was ich ganz toll finde, ist die Charakterentwicklung von Bryce. Zu Beginn des Buches lernt man Bryce als ein total oberflächliches Partygirl kennen, das sich nicht groß um die Welt und um die Gefühle der meisten anderen Menschen um sich herum schert. Nach dem Tod von Danika ändert sich das alles aber total und Bryce entwickelt sich zu einer starken Frau, die in schwierigen Situationen auch mal Schwäche zeigen kann. Ich muss zugeben, am Anfang mochte ich Bryce gar nicht, mit all den Drogen, den coolen Sprüchen und der als Maske aufgesetzten Unnahbarkeit. Genauso ging es mir übrigens auch mit Hunt Athalar, wenn auch aus anderen Gründen. Beide wachsen aber im Laufe der Geschichte, sowohl unabhängig voneinander als auch im Verhältnis zueinander, zu zwei wirklich liebenswerten Personen heran.
Durchhalten lohnt sich
Kommen wir nun aber zum eigentlichen Knackpunkt: das Buch ist ein echt dicker Schmöker mit über 900 Seiten, die leider nicht alle super ereignisreich sind, um es mal vorsichtig auszudrücken. Während der ersten 300 Seiten habe ich sogar das ein oder andere Mal überlegt, ob ich einfach abbrechen soll. Zum einen, weil irgendwie keine richtige Spannung aufkam und die Handlung einfach nur so vor sich hin plätscherte, und zum anderen, weil man Bryce und Hunt wirklich erstmal näher kennenlernen muss, um sie so richtig zu mögen.
Willst du mir jetzt nicht sagen, dass ich ein egoistisches Stück Scheiße bin? Erneut hielt sie inne, und ein schwacher Lichtstrahl trat in ihre Augen. Warum sollte ich, Athalar, wo du es doch gerade selbst gesagt hast?
SARAH J. MAAS – CRESCENT CITY
Gott sei Dank bin ich aber drangeblieben, denn während die nächsten 300 Seiten dann schon wirklich gut sind, hält das letzte Drittel so viel Spannung und ungeahnte Wendungen für dich bereit, dass du das Buch wirklich nicht mehr aus der Hand legen kannst. Sollte es dir anfangs also genauso gehen, dann kann ich dir nur wärmstens ans Herz legen durchzuhalten und dranzubleiben, es lohnt sich sehr!
Crescent City Trilogie: drei Bücher geballte Urban Fantasy
Ja, du hast richtig gelesen, Crescent City wird am Ende eine Trilogie werden. Im Moment gibt es die ersten beiden Teile in deutscher Übersetzung zu kaufen. Der dritte Teil mit dem Titel “Wenn die Schatten sich erheben” erscheint voraussichtlich am 14. März 2024. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung der Geschichte von Bryce und Hunt und werde mir auch den letzten Teil auf jeden Fall kaufen. Hoffentlich plant der DTV Verlag auch wieder eine so wunderschöne Erstauflage mit Farbschnitt!
Teil 1: Crescent City – Wenn das Dunkel erwacht / 928 Seiten
Teil 2: Crescent City – Wenn ein Stern erstrahlt / 913 Seiten
Teil 3: Crescent City – Wenn die Schatten sich erheben / Erscheint 14. März 2024
Meine Bewertung: ★★★★☆
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*Das Buch für meine Rezension von Crescent City von Sarah J. Maas wurde von mir selbst aus eigener Tasche bezahlt. Es handelt sich nicht um ein Rezensionsexemplar. Die Links zu den Büchern auf Amazon sind Werbelinks. Kaufst du über diese, bekomme ich eine kleine Provision, während sich für dich rein gar nichts am Preis ändert. Vielen Dank für deine Unterstützung!